PM zur Tagung christlich-fundamentalistischer Gruppen in München während des CSD-Wochenendes
Seit Tagen und Wochen lesen, hören und sehen wir in den Medien, dass sich von geplanten CSD-Demonstrationen, -Kundgebungen oder -Festen rechte, teils extrem militante Gruppen angezogen fühlen. Durch erhöhte Polizeipräsenz, verkürzte Demo-Routen und sogar abgesagte Feiern leidet der Charakter der CSDs als Zeichen für Buntheit, Vielfalt und Lebensfreude.
Für uns als christliche LSBTIQ*-Gruppen kommen noch spezielle Anfeindungen christlich-fundamentalistischer Gruppen hinzu. So ist es bestimmt kein Zufall, dass ausgerechnet an diesem Wochenende in Münchens Zentrum, in der evangelischen Kirche St. Matthäus, in Christliches Netzwerktreffen der Initiative „Miteinander in Europa“ unter dem Motto „Suchet der Stadt Bestes“ stattfindet. Das ist eine ökumenische Initiative, der mehr als 400 christliche Bewegungen und Gemeinschaften aus Europa angehören. Bei den Veranstaltenden sind christlich-fundamentalische Gruppen vertreten, die ein zweigeschlechtliches und heteronormatives Gesellschaftsbild haben, in der andere geschlechtliche Identitäten und sexuelle Orientierungen keinen Platz haben und offen abgelehnt werden.
Laut Wikipedia möchte sie die Notwendigkeit zum Ausdruck bringen, in einem Europa, das riskiere, die ursprünglichen Werte zu verlieren und auf die ihm eigenen christlichen Wurzeln zu verzichten, miteinander die Treue zum Evangelium zu bekräftigen.
Die evangelische Kirche hat eine Kirche im Zentrum Münchens für das Treffen vom 27. bis 29. Juni zur Verfügung gestellt. Und Regionalbischof Prieto Peral nimmt an dem Netzwerktreffen teil. Er hat zwar im Vorfeld betont, nicht „einem christlichen Fundamentalismus das Wort zu reden“. Gleichzeitig möchte er mit konservativen Bewegungen innerhalb der Kirche im Dialog bleiben, „um der betroffenen Menschen willen.“ „Queer- und Homofeindlichkeit ist keine Meinung, mit der Kirchen sich auseinandersetzen müssen, gerade nicht, wenn sie wie die bayrische Landeskirche auf der letzten Synode ein Schuldbekenntnis queeren Menschen gegenüber ausgesprochen hat. Dieses Schuldbekenntnis sollte auch Konsequenzen im tagespolitischen Geschäft der Landeskirche in Bayern haben“, meint Wolfgang Perlák vom Vorstand des Regenbogenforums e. V. „Ein einfaches Bekenntnis zu einer offenen Kirche für alle reicht uns queeren Menschen nicht mehr, denn was heißt offen für alle? Offen für Homohasser und Anbieter von Konversionstherapien?“
Aber seine Teilnahme gibt dem Treffen natürlich ein Gewicht, und wenn er sich nur von den Initiatoren hätte distanzieren wollen, hätte er jenseits einer Teilnahme an der Veranstaltung dazu viele Möglichkeiten gehabt.
Seitens der katholischen Kirche nimmt – in Vertretung von Kardinal Marx – Generalvikar Christoph Klingan an dem Eröffnungspodium teil. „Die Erzdiözese München und Freising hat in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass sie an der Seite queerer Menschen steht. Wir hoffen, dass Generalvikar Klingan diese Position deutlich macht“, sagt Gerhard Wachinger, ebenfalls im Vorstand des Regenbogenforums e.V.
Queeres Leben sollte wertschätzend dargestellt werden, nicht als Gegenprogramm zum CSD. Wir hoffen, dass der CSD in München an diesem Wochenende zeigt, wie bunt und vielfältig die Stadt ist.
Wolfgang Perlák
Vorstandsmitglied
Regenbogenforum e. V. – christliche LSBTIQ-Gruppen in Deutschland
Mobil: 0176-53233338