Der Satz stammt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Galatien. Dort haben in jener Zeit (um 55 n. Chr.) einige Gemeindeglieder propagiert, dass auch Christ*innen am jüdischen Gesetz festhalten sollten. Paulus wendet sich entschieden dagegen. Der Vers 3,28 ist der Höhepunkt der Argumentation und beschreibt einen Zustand, wie er idealerweise in der Gemeinde Christi herrschen soll. Es ist egal, ob Christus-Gläubige erst jüdisch waren oder nicht (griechisch meint, dass sie als Nichtjüd*innen zum Glauben an Christus gefunden haben). Es ist egal, ob sie versklavt oder frei sind. Selbst dass sie männlich oder weiblich sind, spielt keine Rolle. Einzig entscheidend ist das Einigsein in Christus.
Für die LSBTIQ-Gemeinschaft ist dieser Satz herausragend, spricht er doch aus dem Mund des Paulus von der absoluten Relativierung der Geschlechtlichkeit. Für die damalige Zeit muss das revolutionär geklungen haben und so war es auch gemeint. Die Formulierung „männlich und weiblich“ statt „Mann und Frau“ ist wörtliche Übersetzung (s. a. Einheitsübersetzung von 2016, anders dagegen Lutherbibel). Damit wird deutlich, dass es um die Zuschreibungen geht, die mit den Geschlechtern verbunden werden, nicht um die Menschen selbst. Anders gesagt, es wird weiterhin Männer und Frauen in der Gemeinde Christi geben, männlich und weiblich spielen aber keine Rolle mehr.